Nomadenleben – Durch die Zentralmongolei und die Wueste Gobi

Hallo aus Ulan Bator,
wir sind wieder zurueck in der mongolischen Hauptstadt und haben zwei Probleme: zum einen gehen uns langsam die Superlative aus angesichts der ueberwaeltigenden Landschaften und Eindruecke, zum anderen ist uns diesmal die Bildauswahl wirklich schwer gefallen und es wird wohl ein paar mehr Bilder geben als sonst, da wir uns einfach nicht entscheiden konnten 🙂

Als wir vor knapp vier Wochen mit dem Bus aus Russland hier ankamen und unser Quartier in einem netten, zentral gelegenen Guesthouse bezogen, vergingen ein paar Tage mit Planung und Organisation. Wir waren, wie fast alle Rucksackreisenden, die wir hier getroffen haben, erstmal etwas desorientiert und mussten uns erstmal mit den Gegebenheiten vertraut machen. Bald wurde klar, dass es keine wirklich billige Moeglichkeit gibt, dieses weite Land zu bereisen und man hauptsaechlich zwischen zwei Optionen waehlen kann: organisierte Tour oder Mietwagen mit Fahrer. Wir entschieden uns fuer letzteres, um wenigstens etwas Unabhaengigkeit zu behalten.

Die naechste Herausforderung war die Beschaffung des chinesischen Visums fuer unsere Weiterreise. Beim ersten Anlauf wurden wir, zusammen mit all den anderen westlichen Touris abgewiesen, da man seit kurzem unbedingt ein Einladungsscheiben benoetigt. Dank der schnellen Hilfe von Dominik aus Shanghai (noch mal vielen Dank an dieser Stelle!!!) wurde unser Visaantrag bei zweiten Versuch angenommen und wir hatten nun eine Woche Zeit, die Stadt und die Umgebung zu erkunden.

Der zentrale Sukhbataar-Platz in Ulan Bator

Sandsturm in der City

Die Stadt selbst gibt nicht viel her, also mieteten wir fuer drei Tage einen Jeep mit Fahrer um die umliegenden Nationalparks zu erkunden. Zuerst ging es aber zum Dschingis-Khan-Denkmal vor den Toren der Stadt, dem groessten Reiterstandbild der Welt.

Dschingis-Khan, der bis heute bedeutendste Mongole

Im Terelj-Nationalpark, oestlich der Hauptstadt, gingen wir auf Tuchfuehlung mit den groessten Raubvoegeln, die es hier gibt, wanderten durch herrliche Felsenlandschaften und besuchten ein einsam gelegenes buddhistisches Kloster.

Unter Geiern

Der „Schildkroetenfelsen“ im Terelj-Nationalpark

Der Terelj-Nationalpark…

… zeigte und das erste Mal die Vielseitigkeit der mongolischen Landschaften.

Das Beten erledigen hier die Gebetsmuehlen, man muss sie nur feste drehen.

Die erste Nacht in unserem Zelt war dank der zusaetzlichen Decken, die wir von unserem Fahrer bekamen ganz gemuetlich und am naechsten Tag ging es Richtung Westen in den Khustai-Nationalpark, in dem vor einigen Jahren die letzten wirklichen Wildpferde, die sogenannten Przewalski-Pferde, wieder in ihrer natuerlichen Umgebung ausgewildert wurden und mittlerweile eine ganz ansehnliche Herde entstanden ist. In der Daemmerung konnten wir sie an einer Wasserstelle beobachten und waren schwer beeindruckt von diesen stolzen Tieren.

In dieser weiten Steppe…

…sind wieder Wildpferde heimisch.

Zurueck in der Hauptstadt konnten wir erleichtert unsere chinesischen Visa abholen, die Zugtickets nach Peking buchen und unsere grosse Tour in die Gobi vorbereiten. Auf Empfehlung von Freunden hatten wir die deutsch sprechende Bogi kontaktiert, die mit ihrem Vater individuelle Touren fuer Touristen anbietet. Auf den ersten Blick war sie auch ganz nett und wir einigten uns schnell. Wir waren selbst fuer die Verpflegung verantwortlich, so dass wir vor der Abfahrt noch einiges zu besorgen hatten.

Einkauf fuer die grosse Tour

Dann fuhren wir los Richtung Sueden. In kleinen Tagesetappen naeherten wir uns der ersten grossen Attraktion, den Flaming Cliffs. Unterwegs kamen wir durch ueberwaeltigende Landschaften und uebernachteten an den schoensten Plaetzen. Ein richtiges Nomadenleben.

Der erste Schlafplatz in der Bergsteppe

Kurz vor Sonnenuntergang wird die Landschaft in unwirkliches Licht getaucht

Da die Mongolei keine Wildnis, sondern eine seit Jahrtausenden bewirtschaftete Kulturlandschaft ist, trafen wir denn auch immer wieder auf Nomaden, die Herren der Steppe. Kaum hatten wir unser Lager aufgeschlagen kam jemand zu Perd oder mit dem Motorrad aus dem Nichts, um mal zu sehen, was sich da fuer Gestalten niedergelassen haben. Oft wurden wir auch in die Jurten eingeladen, wo dann mehr oder weniger leckere Sachen wie gesalzener Milchtee, Kamelstutenmilch, getrockneter saurer Quark und Gebaeck angeboten wurde. Die Nomaden waren immer sehr feundlich, neugierig und hatten meist eine fuer uns Westler beneidenswert gelassene Ausstrahlung.

Nomaden hoch zu Ross …

…und beim gemuetlichen Schwatz.

Gewohnt wird immer noch in traditionellen Jurten, aber Auto und Motorrad gehoeren laengst auch zur Ausstattung der Nomaden.

Erste Lektion der Nomadenausbildung…

…das Traenken der Haustiere.

Erholung nach der „Arbeit“ … hier gibt es wirklich nicht viel Ablenkung

Angekommen bei den Flaming Cliffs, suchten wir uns einen Schlafplatz mit guter Aussicht und warteten auf das Schauspiel bei Sonnenuntergang.

Schon bei Tag grossartig…

…machen die „Flaming Cliffs“ bei Sonnenuntergang ihrem Namen alle Ehre

Leider begann Bogi nach sechs Tagen Reise sich sehr seltsam zu benehmen und war uns gegenueber aeusserst schnippisch. Wir machten uns nicht so viel daraus, aber es wurde nicht besser, obwohl wir alles taten, um das Verhaeltnis zu bessern. Also gingen wir auf Distanz. Schliesslich wollten wir uns diese tollen Eindruecke nicht vermiessen lassen.

Die naechste Station war die Geierschlucht, wo wir das Glueck hatten, Steinboecke zu sehen und uns ueber die vielen kleinen Pfeifhasen amuesierten, die in hektischer Vorbereitung fuer den Winter Vorraete in ihre Baue schleppten und dabei gar nicht kamerascheu waren.

Der Eingang zur Geierschlucht…

…bewacht von Pfeifhasen am Boden…

…und Steinboecken hoch oben in den Felsen.

Da das beste bekanntlich zum Schluss kommt, machten wir uns nun auf den Weg zum Highlight der Tour: den Sandduenen von Khongor Els. Dieser 100km lange und 15km breite Duenenstreifen erhebt sich zwischen schroffen Gebirgszuegen bis zu 300m ueber der Steppe. Hier machten wir einen ganzen Tag Pause, um diese Landschaft zu geniessen.

Erste Auslaeufer der Sandduenen…

…deren Hoehe man erst aus der Naehe erkennt.

Der Aufstieg…

…ist ein Kraftakt …

…aber man wird fuer die Muehen…

…mehr als entschaedigt.

Diese Landschaft war fuer uns unter all den grossartigen Eindruecken hier in der Mongolei die absolute Nummer eins. Man hat alles auf engstem Raum: Steppe, Gebirge, Duenen und natuerlich Unmengen von Kamelen.

ohne Worte

Auf den Berggipfel liegt der erste Schnee.

Da es nun schon auf Ende September ging, wurde es nachts immer kaelter (wir hatten das erste Mal morgens Eis auf dem Zeltdach). Ausserdem wurde es immer schwieriger, die Launen unserer Begleiterin zu ignorieren und wir beschlossen, von hier so schnell wie moeglich zu unserem Ziel Karakorum zu fahren. Am letzten Abend eskalierte dann der Streit und wir erlebten einen hysterischen Ausbruch der Extraklasse. Danach war klar, am naechsten Tag wuerden wir die Tour in der nur 120km entfernten Provinzhauptstadt Arvaikheer beenden. Entschaedigt wurden wir fuer die Vorwuerfe und das Geschrei durch einen letzten grandiosen Sonnenuntergang in der Steppe.

Unser letzter Sonnenuntergang in der Steppe … einfach traumhaft!

Von Arvaikheer nahmen wir den Bus nach Ulan Bator, mussten dann eine Weile nach einer Unterkunft suchen, da hier immer noch ziemlich viel los ist und verbringen jetzt die letzten paar Tage Mongolei ganz in Ruhe.

Die Mongolei ist wirklich ein tolles Land mit einzigartiger Natur und beeindruckenden Landschaften, nur mit den Monglen wurden wir nicht so richtig warm. Der Monat hier war sehr schoen, die Freiheit in der Steppe und das Leben unter freiem Himmel hat uns richtig gut getan. Jetzt sind wir gewappnet fuer die ueberlaufenen Millionenstaedte Peking und Shanghai, die vor uns liegen.

Da wir nicht wissen, ob wir im nicht ganz so freien China Zugang zu unserem Blog haben, koennte es eine Weile dauern, bis wir uns wieder melden…

Wir wuenschen Euch einen schoenen Feiertag, bis bald…


Joerg & Andre

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18 Gedanken zu „Nomadenleben – Durch die Zentralmongolei und die Wueste Gobi

  1. diny

    Danke,sehr schöne Bilder!Wünsche euch noch ne sichere Reise(ohne Zicken ;))
    bis die Tage,der dinyboy

  2. Antje Koehler

    also wenn die Kids mal groß sind, dann steht wohl auch bei uns die Mongolei auf dem Flugticket. Euer Bericht hierzu und die grandiosen Bilder machen einfach Lust, dieses unbekannte Land zu besuchen. Wünschen euch weiterhin viel Glück und geht uns nicht verloren zwischen den Millionen von Chinesen auf eurer nächsten Station :-)))
    Wenigstens seid ihr davor bewahrt, hier bald wieder Millionen von Raachermanneln zu sehen….

  3. renate

    hallo ihr zwei haben eure reise verfolgt und sind froh euch gesund und munter zu sehen wir sind im gedanken immmer bei euch bei uns alles ok wie ihr wißt ist ja klein jannik angekommen die freude ist gross.freuen uns schon auf eure naechsten bericht alles liebe deine eltern und sabine

  4. Hey, das ist ja voll geil was ihr beide da macht. Wünschte ich hätte auch die Freiheit das zu machen….Aber geht leider nicht…Freue mich auf neue Berichte…Gruss, eddi

  5. Aline jack Jannik

    Hallo ihr zwei.
    sehr sehr tolle aufnahmen macht ihr wir reisen regelrecht mit. wir denken ganz oft an euch. Am Sonntag den 30.09.2012 ist der kleine jannik geboren uns gehts gut. also andre jetzt bist du grossonkel. macht euch eine schöne zeit und lasst es euch gut gehen . liebe grüsse Jack Aline und Jannik

  6. Richter, Lothar und Roswitha

    Hallo, lieber Andre und lieber Joerg, es ist uns eine Freude ,Eure Erlebnisse zu teilen. Schade, dass wir schon 3 Tage älter sind, sonst würden wir Euch bei Eurer Reise besuchen. Inzwischen ist mit dem MDR in Oberwiesenthal der Dreh zur Sendung „Unsere köstliche Heimat „erfolgt . Ich habe mit Antje zusammengearbeitet und unsere“ Schwammepfann“ für 20 Personen hergestellt. Nicole war als Gast geladen.Schade, dass Ihr nicht dabei sein konntet, denn Dein Lächeln hat gefehlt.Der Sendetermin ist am 1.12.12 / 18.00h . Viele liebe Grüße Roswitha und Lothar, auch Lars läßt grüßen

  7. Andrea

    Hallo Ihr Zwei, schön von Euch zu hören. Die Bilder sind super. Wünschen eine gute Reise nach China und Grüße auch an Dominik.
    Gruß
    Andrea

  8. Beate

    Hallo Ihr 2, schön wieder von Euch gehört zu haben. Die Mongolei hat ja wirklich einiges zu bieten. Die Bilder sind ganz toll und sehr eindrucksvoll.Diese Weite, die Ruhe, die Unberührtheit! Man will sofort auch losfahren. Und das Standbild von Dschingis Khan ist ja der Wahnsinn.
    Bin schon sehr gespannt auf euren Bericht aus China!!!
    Viel Spass und tolle Erlebnisse wünsche ich euch.
    Liebe Grüße
    Beate

  9. carmen

    Hallo Jungs!
    Sorry, hatten einen Platten und bin liegen geblieben 🙂
    ABER WIE ICH SEHE LÄUFT´S BEI EUCH TOTAL RUND! Freu mich für eure Erlebnisse und Begegnungen!
    MEGA!!
    Drück euch!!!
    P.S.: Wußte gar nicht daß Andre das Genick einziehen kann ?!?! Und die Mützen – total schick! Weiter so…………………..

  10. Rehauge

    Hallo meine Jungs, schön wieder von euch zu hören. Ich kann nur sagen: Traumhaft!!! Jedes Land, jede Region und jede Vegetation hat seine wunderbaren Reize. Das Foto mit den Pferden beim Sonnenuntergang ist unbeschreiblich schön.
    Ich bin z. Z. auch wieder im schönen Erzgebirge unterwegs und mache die ersten Herbstfotos.
    Liebe Grüße euer Rehauge

  11. Melanie

    Hallo ihr zwei Lieben.
    Was habt ihr beide da wieder angestellt!? Eure Fotos sind einfach fantastisch! Eigendlich sollte ich für mein Studium arbeiten, doch dann kam mir euer Bericht dazwischen und nun habe ich ziemlich fernweh gekriegt…und fühle mich ganz seltsam. Vielen Dank, dass ihr mich an eurer tollen Reise teilhaben lässt.
    Viel Vergnügen in China und seid ein bisschen lieb zu euren Guidinnen:)
    Liebe Grüsse Melanie

  12. Katrin & Günter

    Wieder einmal wundervoll, euch beim Reisen zu begleiten. Auch die Bilder sind immer klasse. Was für eine Kamera habt ihr denn dabei? Und eine Frage bleibt noch offen: Habt ihr eigentlich verstanden, worüber sich Bogi so aufgeregt hat? Liebe Grüße aus dem sonnigen Berlin – von KG

    • Rein akustisch haben wir sie schon verstanden, aber der sehr seltsamen mongolischen Logik konnten wir nicht folgen 😉
      Die Kamera ist nix besonderes… Autofocus… und schon ein paar Jahre alt …freuen uns, dass Euch die Bilder gefallen.
      LG Gruesse nach Berlin!

  13. Andreas

    Hallo Weltenbummler,

    super Bericht mit vielen tollen Bildern, weiter so und ganz schön unverschämt uns einen schönen Feiertag zu wünschen dabei selber jeden Tag einen Feiertag zu haben. 🙂
    Gruß Andi

  14. Carmen Förster

    Ich musste mir Euren Bericht und die tollen Aufnahmen sofort anschauen und bin wieder begeistert. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ihr beide in ein normales Leben zurueck kommen koennt, denn in solchen Laendern erkennt man, wie oberflaechlich wir doch geworden sind. Viel Spaß in China und ich freue mich auf Euren naechsten Bericht, auch wenn es vielleicht etwas dauert. Gruessle, Carmen

    • Naja, das mit dem Zurueckkommen dauert ja noch eine Weile … und wenn es dann soweit ist, werden wir bestimmt von den Erlebnissen hier zehren… da haut uns dann so schnell nichts um 🙂
      Liebe Gruesse nach Ludwigsburg!

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